GESCHICHTE DES SC NORWEGER 1896 ANNABERG e.V.
Vor mehr als einem Jahrhundert, es war der 1. November 1896, gründeten Bürger der Stadt Annaberg den “Ski-Klub Norweger 1896″. Man muss sich in diesem Zusammenhang vergegenwärtigen, dass um 1860 nur wenige Menschen einen Berg bestiegen, selbst im Sommer nicht, geschweige denn den Mut dazu im Winter fassten. Aber kaum 40 Jahre später wurden die Berge durch die Skisportler im Sturm erobert.
In Schweden, in Norwegen und auch in Sibirien hat man Schneeschuhe gefunden, die mindestens 4000 Jahre alt waren, was zudem in nordischen Ländern durch Felszeichnungen bestätigt wird. Das Dahingleiten über den Schnee ist demzufolge auch keine Errungenschaft der modernen Gesellschaft, sondern vielmehr, wie bei so vielen anderen Sportarten, auf eine zur Lebenserhaltung notwendige Tätigkeit der Menschen zurückzuführen. In einer Zeit, da der Skisport in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, war er in den nordischen Ländern, besonders in Norwegen, schon weit verbreitet und hatte dort ungezählte Anhänger gefunden.
Von Norwegen kommend, begann der Skisport dann im vorigen Jahrhundert verstärkte Ausdehnung in Deutschland zu gewinnen, und die Namensgebung “Ski-Klub Norweger” Annaberg ist als eine Ehrenerweisung gegenüber dem Mutterland des Skilaufs zu betrachten. Norwegische Studenten der Bergakademie Freiberg und der Technischen Hochschule in Dresden sind in den Wintermonaten in unserem Erzgebirge Ski gelaufen. Beim Bau der Schmalspurbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal in den Jahren 1895-97 haben zudem unter den Ingenieuren einige Norweger mitgewirkt, die auch hier den heimischen Wintersport ausübten. Nunmehr entstand in Annaberg im Erzgebirge als erster Ski-Klub Sachsens der am 1. November gegründete
“Ski-Klub Norweger 1896″.
Er ist damit der drittälteste Skiklub Deutschlands nach dem 1891 gegründeten Ski-Klub in Todtnau im Schwarzwald und dem Schneeschuhverein in München, gegründet 1894. Skibegeisterte Turner des bürgerlichen Turnvereins “Gut Heil” konstituierten sich in “Langs Restaurant” auf Geyersdorfer Flur. 1905 wurde eine “Laufbestimmung” angefügt, wonach u.a. jedes Mitglied verpflichtet war, eine Signalpfeife mit sich zu führen, um Notsignal geben zu können.
In den Anfängen blieb der Skilauf den Männern vorbehalten, doch nahmen bereits 1903 schon mehrere Frauen teil. Ihre Kleidung entsprach dabei noch wenig dem sportlichen Charakter und unterschied sich kaum von der Normalbekleidung damaliger Jahre. Die Männer hingegen waren etwas sportlicher gekleidet. Sie trugen u.a. einen “Norweger”, das war ein weißer Wollsweater, weiße Kniestrümpfe, lange weiße Wollhandschuhe und als Kopfbedeckung meist die Pudelmütze. Mitgeführt wurde ein Skistock, der die beträchtliche Länge von 2,50 m hatte und an dessen unterem Ende eine Stahlspitze angebracht war. Erst später befestigte man oberhalb dieser Stahlspitze Schneeteller. Während der Fahrt wurde der Stock zwischen die Beine geklemmt und als Bremse benutzt.
Über den weiteren Verlauf der Entwicklung des Ski-Klub Norweger 1896 wissen wir, dass 1904 erstmalig Abfahrten mit Hörnerschlitten vom Pöhlberg stattfanden. Das war der Anlass, schon ein Jahr später eine Hörnerschlitten- und Rodelbahn anzulegen, da das Rodeln offiziell zum Programm des Ski-Klubs gehörte. Später brachte man diese Bahn auf die noch bestehende Länge von 2,5 km.
Im Jahre 1905 bestand die Mitgliederzahl des Ski-Klub Norweger aus 80 Aktiven. Auf die Initiative des Ski-Klub Norweger 1896 Annaberg wurden die Vereine 1906 zur Gründung des “Skilaufverbandes des Erzgebirges” aufgerufen, dessen Sitz in Dresden war. 1907 erfolgte dann die Umbenennung in “Skiverband Sachsen”.
Im Februar 1909 errichtete man den ersten Sprunghügel am Pöhlberg.
Während des 1. Weltkrieges ruhte die Trainingsarbeit fast ganz, und bei den durchgeführten Skitouren waren die Teilnehmer vorwiegend Frauen.
1920 fanden die ersten Meisterschaften des Sächsischen Skiverbandes wieder statt. Der Ski-Klub sorgte dafür, dass kinder zum Teil Schneeschuhe zur Verfügung gestellt wurden und bei organisierten Skiausflügen auch eine Unfallversicherung bestand.
Die Mitglieder des “SC Norweger 1896″ waren auch in diesen Jahren wieder bemüht, ihre Sportanlagen zu erhalten und weiter auszubauen. So wurde beispielsweise die Beleuchtung auf der Pöhlbergstraße erweitert, die Sprungschanze verbessert und dort eine Scheinwerferanlage errichtet. In Anerkennung dieser Maßnahmen übertrug der Sächsische Skiverband 1923 die Ausrichtung der Verbandsläufe dem Annaberger Ski-Klub.
In der Folgezeit fanden regelmäßig in jedem Winter größere Sportfeste statt, und die Ski- und Eisdisziplinen erfreuten sich großer Beliebtheit.
Birger Ruud kam nach Annaberg, anlässlich des Wintersportfestes 1936. Dem SC Norweger wurde die Durchführung übertragen. Das war damit auch die letzte größere Wintersportveranstaltung vor dem zweiten Weltkrieg. Der Skisport kam in diesem Krieg völlig zum Erliegen.
1950 bildete sich die Sektion Ski, die dann zur BSG Empor überwechselte. Zu ihr fanden sich auch viele Mitglieder des “Ski-Klub Norweger 1896″.
Im Juni 1960 vereinigten sich die beiden größten Betriebssportgemeinschaften “Empor” und “Einheit” zur “VSG Vater Jahn Annaberg-Buchholz”.
1990 wurde der traditionsreiche Name “Skiclub Norweger 1896 Annaberg e.V.” wieder übernommen und mit sportlichem Leben erfüllt.